Deutschland erlebt eine Kündigungswelle, einen "Big Quit"**), viele ArbeitnehmerInnen verlassen ihre Arbeitsstellen und wenden sich anderen Aufgaben zu, gilt das auch für die Informationssicherheit?
Ein eindeutiges Faktum ist, dass Deutschlands Zahl an Arbeitskräften schrumpft, die bereits erwartete demographische Entwicklung führt zur generellen Abnahme*) an Erwerbstätigen und die Migration bringt nicht so viele Fachleute ins Land wie nötig, der Arbeitsmarkt wandelt sich!
Viele MitarbeiterInnen treten in diesen Tagen neue Stellen an, der Arbeitsmarkt ist trotz negativer Umfeldfaktoren stabil und es sind viele Stellen offen.
Es gibt in einigen Bereichen heute einen Arbeitnehmermarkt und die neuen BewerberInnen sind anspruchsvoller geworden. Die Versäumnisse der Vergangenheit bei Arbeitgebern sowie Politik und Bildungswesen zeigen sich deutlich. Und eine gesellschaftliche Veränderung rund um die Frage, was und wie man arbeitet, findet statt, zudem verlieren Ausbildungsberufe an Attraktivität, die "Wissensarbeit" breitet sich stark aus!
Mit der Corona-Krise wird transparent, ob ein Unternehmen seinen Job für die Mitarbeiter und das Unternehmen gut macht. „Das vergangene Jahr hat Unternehmen und Personalabteilungen vor eine Vielzahl neuer Herausforderungen und Aufgaben gestellt. Im durchgängigen Krisenmodus blieb dabei oftmals kaum Zeit für eine effektive Personalstrategie, was nun Konsequenzen zum Vorschein bringt“***), sagt Hanno Renner, der das Startup „Personio“ 2015 mitgründete. Eine Kündigungswelle, so Renner, ließe sich kaum noch verhindern.
So sind bei vielen Arbeitnehmern heute neben einer ordentlichen Bezahlung die Work-Life-Balance, Arbeitszeiten- und -bedingungen, Home-Office, Familienfreundlichkeit oder auch der „Sinn“ wichtig. Man will nicht mehr „irgendeinen“ Job machen, sondern eine interessante und sinnvolle Aufgabe haben! Ein mögliches Ziel für den neuen Job sind attraktive Positionen im Bereich der Informationssicherheit (InfoSec)!
Betrachten wir die üblichen Arbeitsmodelle dieses Bereiches, so ist festzustellen, dass bei den häufigen Beratungsaufgaben für Kunden früher die räumliche Mobilität wichtig war. Es galt, beim Kunden vor Ort zu sein und zu reisen, mit allen Nachteilen wie Abwesenheit von der Familie oder Freunden, mit Kosten, negativen Umweltfolgen und Reisezeiten. In Zeiten von mobiler Arbeit aus dem Home-Office ist auch das heute Vergangenheit. Sehr viele Aufgaben werden remote gemacht, was früher undenkbar erschien. Und neben klassischen Vollzeit-Stellen ist auch ein Teilzeit-Ansatz bei freier Wahl der Arbeitszeiten möglich, man denkt um.
Neben Rollen in Unternehmensberatungen werden bei allen Unternehmen ab einer gewissen Größe intern Fachleute für die Informationssicherheit gebraucht, dies mit steigender Tendenz. Die persönliche Weiterentwicklung bleibt nicht auf der Strecke, breitbandige Themen (IT, Sicherheitstechnik, Organisation, Recht, Datenschutz) gilt es zu beherrschen, auch fachlich (Standards wie TISAX, ISO 27001, ISO 21434) sind Kenntnisse gefragt und diverse Rollen und Arbeitsmodelle (intern, extern, Berater als Angestellte oder Freiberufler, Informationssicherheitsbeauftragter/CISO) stehen zur Auswahl. Spezialisierungen (z. B. zum Penetration Tester) sind möglich und neue Themenfelder (IoT, Smart Home, Autonomes Fahren) stellen immer neue Sicherheitsanforderungen. Die wachsende Anzahl von Cybersecurity-Attacken fordert weitere Ressourcen im Markt ein und auch das kommende „Metaverse“ stellt Sicherheitsfragen.
Ein Mindestmaß an Sicherheit ist sowohl im privaten Umfeld als auch in Unternehmen und Behörden unumgänglich! Auch angesichts der Geschwindigkeit der Entwicklung und der Digitalisierung ist Sicherheit ein zentrales Anliegen und nicht verhandelbar gegen „schnell“, "billig" oder „komfortabel“, daher müssen alle Beteiligten technisch/organisatorisch immer am Ball bleiben, der Bedarf an Informationssicherheit wächst.
Fazit
Der aus anderen Bereichen bekannte „Big Quit“ bleibt in der Infosec-Branche aus, im Gegenteil, die Branche wächst und bietet sowohl in der aktuellen Marktlage als auch morgen beste Voraussetzungen für anspruchsvolle und interessante Arbeit mit guten Zukunftschancen und sinnstiftendem Charakter. Hier muss man sich über die Auslastung von qualifizierten Mitarbeitern und deren Zukunft keine Sorgen machen, die Branche ist der „Big Hit“ auf dem Arbeitsmarkt.
Zu **)„The Big Quit“: Die Welle hat sich lange aufgebaut - jetzt erreicht sie Deutschland https://www.focus.de/finanzen/karriere/the-big-quit-kuendigungswelle-schockiert-betriebe-jeder-sechste-arbeitnehmer-in-deutschland-hat-schon-innerlich-gekuendigt_id_107974763.html
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